Dr. med. Sven Traebert

Facharzt für Neurochirurgie, Chirotherapie und Akupunktur 


Akupunktur 

Sie zählt zur traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Die Akupunktur geht von Lebensenergien des Körpers aus (Qi), die auf definierten Längsbahnen, den Meridianen, zirkulieren und angeblich einen steuernden Einfluss auf alle Körperfunktionen haben. Ein gestörter Energiefluss wird für Erkrankungen verantwortlich gemacht und soll durch Stiche, in auf den Meridianen angenommene Akupunkturpunkte, ausgeglichen werden. Bei eng verwandten Methoden wird stumpfer Druck auf die Akupunkte ausgeübt (Akupressur) oder sie werden erwärmt (Moxibustion).

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung der Akupunktur und Moxibustion (chinesisch 針灸 zhēn jiǔ ‚Akupunktur und Moxibustion‘) stammt aus dem Zweiten Jahrhundert vor Christus. Der chinesische Historiker Sima Qian erwähnt in seinen Aufzeichnungen erstmals Steinnadeln.

Die älteste Sammlung chinesischer medizinischer Schriften "Innere Klassiker des Gelben Kaisers" (Huangdi Neijing), aus der Zeit zwischen 200 Jahre vor und nach der Zeitenwende, integriert die Aku-Moxi-Therapie in die damalige Medizin und beschreibt verschiedene Nadeln (aus Metall), Stichtechniken, Indikationen für die Anwendung bestimmter Punkte. In diesem Werk wurden 160 klassische Punkte beschrieben.

Schon im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert erwähnten portugiesische Jesuiten in Briefen aus Japan das Brennen mit Moxa und die Nadeltherapie. Einige Zeilen mehr schrieb der für die niederländische Ostindien-Kompanie tätige dänische Arzt De Bondt (Bontius). In der 1658 gedruckten "Historiae naturalis et medicae Indiae orientalis libri sex" berichtet er, dass man in Japan „bei chronischen Kopfschmerzen, bei Obstruktionen der Leber und Milz, auch bei der Pleuritis [...] mit einem silbernen oder aus Stahl gemachten Stylus, nicht viel dicker als die Saiten einer Zither, durch langsames oder sachtes Einführen die oben erwähnten Innereien durchbohre, sodass er auf der anderen Seite wieder heraustrete, was er selbst in Java gesehen habe. 1683 verfasste Willem ten Rhijne (ebenfalls ein Arzt der Ostindien-Kompanie) eine ausführliche Abhandlung (Dissertatio de Arthritide: Mantissa Schematica: De Acupunctura: Et Orationes Tres), in der er die klinischen Wirkungen der Nadelstichtherapie beschrieb und dafür den Begriff Akupunktur (lat. acus = Nadel; punctura = Stich) prägte. Von ihm stammt auch eine Beschreibung des Systems der Leitbahnen, die er allerdings als Blutgefäße missverstand.

1712 publizierte Engelbert Kaempfer in den "Amonitates Exoticae" eine ausführliche Abhandlung über die japanische Therapie von Bauchbeschwerden (japanisch senki), die er als Koliken interpretierte. Sowohl Ten Rhyne, als auch Kaempfer verfassten ihre Berichte aufgrund von Beobachtungen in Japan, ohne die teils fundamentalen Unterschiede zur chinesischen Therapie zu erkennen. Unter anderem stellte Kaempfer die "Röhrennadelung" (jap. 管鍼, On-Lesung: kanshin, Kun-Lesung: kudabari) vor, eine Erfindung des japanischen Akupunkteurs Sugiyama Waichi (杉山 和一; 1610–1694). Beide beschrieben weiter die „Hammernadelung“ (jap. 打鍼, On-Lesung: dashin, Kun-Lesung: uchibari), eine von dem japanischen Mönch Mubun entwickelte Therapie, welche die Leitbahnen ignoriert, dafür die Bauchregion als „Karte“ des Körpers interpretiert. Eine weitere bekannte deutschsprachige Veröffentlichung über Akupunktur stammt aus dem Jahr 1824. Es handelt sich dabei um eine Übersetzung von "A Treatise on Acupunturation" des Engländers James M. Churchill.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde unter der Mandschu-Dynastie im Zuge der Modernisierung ein Verbot der Akupunktur ausgesprochen. Auch in der Volksrepublik China wurde die Akupunktur zunächst verboten, um die gewünschte Umorientierung des Gesundheitssystems in Richtung eines wissenschaftlichen Fundaments zu fördern. Jedoch gelangte die Kommunistische Partei Chinas bald zu der Auffassung, dass das Land zu wenige nach wissenschaftlichen Standards ausgebildete Mediziner besaß, die es allein medizinisch versorgen konnten. Daher wurden etwa 500.000 TCM-Praktizierende, als sogenannte Barfußärzte, ins staatliche Gesundheitssystem integriert, verbunden mit der Hoffnung, dass sie mit der Zeit immer stärker wissenschaftliche Arbeitsweisen übernehmen würden. Traditionelle chinesische Medizin und Akupunktur sind bis heute in China neben der wissenschaftlich betriebenen Medizin weit verbreitet und wurden inzwischen sogar ins universitäre Bildungssystem integriert.

In der westlichen Welt wurde die Akupunktur ab 1929 insbesondere durch den französischen Diplomaten George Soulié de Morant bekannt gemacht, der die Akupunktur in seinen Schriften zu Beginn der 1930er-Jahre als vermeintlich wichtigsten Zweig der chinesischen Medizin beschrieb und die erfolgreiche Behandlung von Cholera-Fällen durch chinesische Akupunkteure beobachtet haben will.


Nach der traditionellen chinesischen Medizin

Die Akupunktur basiert auf der Lehre von Yin und Yang, die später durch die Fünf-Elemente-Lehre und der Lehre von den Meridianen ergänzt wurde. Sie verwendet drei Verfahren:

  • Einstechen von Nadeln in die Akupunkturpunkte
  • Erwärmen der Punkte (Moxibustion)
  • Massage der Punkte (Akupressur).

In der Akupunktur werden rund 400 Akupunkturpunkte maßgeblich benutzt, die auf den so genannten Meridianen angeordnet sind. Zur Vereinfachung wurde das heute gängige Modell von zwölf Hauptmeridianen, die jeweils spiegelbildlich auf beiden Körperseiten paarig angelegt sind, eingeführt. Acht Extrameridiane und eine Reihe von sogenannten Extrapunkten ergänzen dieses Modell. Nach dem Modell der Traditionellen chinesischen Medizin wird durch das Einstechen der Nadeln der Fluss des Qi (Lebensenergie) beeinflusst.

Die Akupunktur gehört nach unserem Verständnis zu den Umsteuerungs- und Regulationstherapien. Das Konzept der Ohrakupunktur (auch Auriculotherapie genannt) wurde vom französischen Arzt Paul Nogier entwickelt. 1954 berichtete er erstmals in der "Deutschen Zeitschrift für Akupunktur" über seine Erfahrungen und 1961 stellte er seine Diagnose- und Therapieform auf einem Akupunkturkongress in Deutschland vor. Die Behandlung über das Ohr ist zwar auch aus der chinesischen Akupunktur bekannt, es werden dort jedoch nur wenige Punkte und diese auch nur selten verwendet. Weitere Formen der Ohrakupunktur sind die Implantat-Akupunktur und die Neuroaurikulotherapie (NAT).

Daneben besteht noch das Konzept der koreanischen Handakupunktur, bei der die Nadeln in die Hände gestochen werden.


Ablauf einer Akupunktursitzung

Eine Akupunktursitzung bei uns dauert etwa 20 Minuten. Dabei wird der Patient ruhig und entspannt gelagert, typischerweise liegt oder sitzt man bequem. Vor dem Einstich einer Nadel werden die Stelle und die unmittelbare Umgebung leicht massiert. Während einer Sitzung werden so wenige Punkte wie möglich gestochen. Manche Autoren geben eine Maximalzahl von 16 an, die aber in Einzelfällen überstiegen werden kann. Bei entsprechender Symptomatik, diese wird mittels Puls- und Ba gang- Diagnostik diagnostiziert, wird unter Umständen eine Moxibustionbehandlung sinnvoll sein.


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte 2003 eine Indikationsliste für Akupunktur

  • Erkrankungen des Atmungssystems (etwa akute Nasennebenhöhlenentzündung)
  • Gastrointestinale Störungen (etwa chronische Magengeschwüre)
  • Schlafstörungen
  • Bronchialasthma
  • Neurologische Störungen (etwa nach Schlaganfällen)
  • Augenerkrankungen (etwa zentrale Retinitis)
  • Muskuloskelettale Erkrankungen (etwa Cervicobrachialsyndrom)
  • Erkrankungen im Mundbereich (etwa Schmerzen nach Extraktionen, Gingivitis).

Als anerkannte Indikation für eine Akupunkturbehandlung gelten auch chronische Schmerzen, wenn kein körperlicher Befund vorliegt, und Schwangerschaftsbeschwerden.


(Quelle: Wikipedia)